X-Tron Aktuell - Mai-August 2022
Europas Alptraum: Energierechnungen könnten bald 20 Prozent des verfügbaren Einkommens kosten
Der norwegische Energieriese Equinor hat dieser Tage gewarnt, dass „der europäische Energiehandel zum Stillstand kommt, wenn die Regierungen nicht die Liquidität ausweiten, um Margin Calls (also Nachschussforderungen) von mindestens 1.500 Milliarden Dollar zu decken“.
Mit anderen Worten: Um eine Energiekatastrophe abzuwenden, sind Unsummen an neu gedruckten Finanzmitteln erforderlich. Nach Berechnungen von Goldman Sachs sind die 1-Jahres-Terminpreise für Gas und Strom – die Referenz für den Abschluss neuer Energielieferverträge für Familien und Industriekunden – seit Januar 2020 jeweils um mehr als das 13-fache gestiegen. Für Europa als Ganzes entspräche dies einem Anstieg der Ausgaben für Gas und Strom um fast 2 Billionen bzw. 2.000 Milliarden Euro (etwa 15 Prozent des BIP). Werden die Lieferverträge neu verhandelt, rechnet Goldman auf dieser Basis mit einer Vervierfachung der Energierechnungen in der EU in den kommenden sechs Monaten gegenüber 2021, womit diese gar ein Fünftel des verfügbaren Bruttoeinkommens der EU-Haushalte ausmachen würden.
Der größte Gewinner dieses historischen Vermögenstransfers, der den Lebensstandard in Europa implodieren lässt, weil das verfügbare Einkommen in Dinge wie Strom und Wärme fließt, wäre niemand anderes als Wladimir Putin.
Letztes Wochenende veröffentlichte die Credit Suisse die vielleicht aufschlussreichste Einchätzung der gesamten europäischen Energiekrise, in der sie ausführt, dass Deutschland „seine Zahlungen nicht ohne russisches Gas decken kann“. Begründung: „In Deutschland hängt die Wertschöpfung von 2 Billionen Dollar von 20 Milliarden Dollar Gas aus Russland ab… das ist eine 100-fache Hebelwirkung – viel mehr als seinerzeit bei Lehman Brothers.“
Und vergessen wir nicht: Russisches Gas wird nie wieder 20 Milliarden Dollar kosten. Wie auch immer also die Notlösung aussehen wird – die Realität für die Wirtschaft ist düster. Im Gegensatz zu Euros kann Europa nicht noch mehr Erdgas, Öl, Kohle usw. drucken. Sie können jedoch unseren digitalen Marktplatz nutzen, um günstig Finanzierungen zu finden.
Folgen des Energierettungspakets
Vor dem Hintergrund des Energiepreisschocks ringt die Ampel-Koalition um Entlastungen für Bürger und Unternehmen und beschließt ein drittes, 65-Milliarden Energierettungspaket.
Die Folgen:
- Indem es das System mit Milliarden Euro überschwemmt, verhindert Deutschland die Sparanstrengungen der EZB, die versucht, durch Zinsanhebungen die Nachfrage zu drücken
- Geld zu leihen, um importierte Energie (in Dollar) zu bezahlen, während man gleichzeitig ein steigendes Defizit hat, schwächt den Euro – was wiederum die Inflation anfacht
- Die Subventionierung aus Windfall-Steuern sendet eine katastrophale Botschaft der schleichenden Verstaatlichung an Energieunternehmen und entzieht ihnen das für künftige Kapazitäts- und Wachstumsinvestitionen – insbesondere in erneuerbare Energien – benötigte Kapital
Wir befürchten, dass es sich bei den Hilfen lediglich um eine Maßnahme handelt, um kurzfristig die Bevölkerung zu besänftigen. Denn die Einmalzahlungen und Sonderrabatte werden zu einem späteren Zeitpunkt von der arbeitenden Bevölkerung geschultert werden müssen. Dies ist bedenklich, denn die deutsche Bevölkerung ist überaltert und verantwortet bereits jetzt rekordhohe Steuern und Abgaben. Letztendlich erfolgt hier eine Art Umverteilung auf den heute noch jungen Teil der Bevölkerung, die den sozialen Frieden im Land weiter gefährden wird und angesichts der sich weiter verschlechternden Rahmenbedingungen nicht ewig funktionieren wird.
Exporte sinken
Die deutsche Wirtschaft startete nur verhalten ins zweite Halbjahr. Ihre Exporte sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juli 2022 gegenüber dem Vormonat Juni kalender- und saisonbereinigt um 2,1 Prozent gesunken. Dies ist bemerkenswert, denn durch die ultra-laxe Zinspolitik der EZB verliert der Euro im Vergleich zum USD zunehmend an Wert, was deutsche Exporte außerhalb der Eurozone eigentlich attraktiver machen sollte.
Bemerkenswert ist aber auch, dass die deutschen Exporteure den kräftigsten Rückgang im Geschäft mit dem wichtigsten Kunden USA verzeichneten, d.h. ein Minus von 13,7 Prozent zum Vormonat. Die Ausfuhren in Drittstaaten, d.h. die Staaten außerhalb der EU, nahmen um 5,6 Prozent ab. Lediglich in die Eurozone wurde 1,0 Prozent mehr exportiert. Die Ausfuhren in EU-Länder außerhalb des Euroraums stagnierten.
Gleichzeitig sieht der DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Unternehmen insgesamt in einer Kostenklemme, aus der sie sich „nicht schnell befreien können“. Ein großer Teil der vornehmlich importierten höheren Kosten bleibe bei der deutschen Exportwirtschaft hängen und könne nicht an die internationale Kundschaft weitergegeben werden, erläutert Treier. Deshalb kommt es jetzt noch stärker als zuvor darauf an, ausländischen Käufern besonders attraktive Finanzierungen bereitstellen zu können.
Lösungsansätze im schwierigen Finanzierungsumfeld
KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib wies auf die Herausforderungen für die Unternehmen aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise hin. „Die schlechteren Konjunkturaussichten und die steigenden Zinsen zur Eindämmung der Inflation dürften sich perspektivisch negativ auf das Finanzierungsumfeld und den Kreditzugang der Unternehmen auswirken.“
Vor diesem Hintergrund müssen sich die Unternehmen auf härtere Zeiten einstellen und folglich keine Chance ungenutzt verstreichen lassen, Kostenpositionen zu analysieren und zu reduzieren. Tabus sollte es dabei nicht mehr geben. Dazu gehört u.E. auch, sich konsequent nach günstigeren Finanzierungskonditionen umzuschauen. Nutzen auch Sie via x-tron.tech unseren schnellen Zugang zu über 60 internationalen Banken für das beste Finanzierungsangebot oder erreichen Sie Ihre Hausbanken über unsere Plattform bequem und sicher auch aus dem Home-Office.
EU-Kommission plant Lockerung von Haushalts- und Schuldenregeln
Im Zusammenhang mit der Energiekrise ist es interessant, dass die EU-Kommission nun im Oktober und damit bewußt nach den Parlamentswahlen in Italien ihre Gesetzesvorschläge für eine Reform der europäischen Haushalts- und Schuldenregeln veröffentlichen möchte. Wir erwarten eine weitere Lockerung insbesondere für Länder wie Griechenland (heutige oberhalb 200 Prozent), Italien (oberhalb 150 Prozent) und Frankreich (oberhalb 110 Prozent).
Dabei wird in der EU bereits in diesem Jahr eine durchschnittliche Schuldenquote von rund 95 Prozent des BIP erwartet – obwohl die Maastricht-Obergrenze bekanntermaßen bei 60 Prozent liegt.
Die Börsenzeitung hat die Staatsschulden von Industrieländern mit denen in Entwicklungsländern verglichen. Demnach ist die Staatsverschuldung der untersuchten 25 Industrieländer auf historischem Höchststand mit über 125 Prozent (BIP gewichtet in Kaufkraftparitäten) und damit höher als kurz nach dem 2. Weltkrieg. Dagegen liegen die Schuldenquoten in den 27 untersuchten Schwellen- und Entwicklungsländern bei knapp unter 60 Prozent und würden damit das Maastricht-Kriterium erfüllen. Noch ein Grund, sich dort stärker zu engagieren.
Der EU-Arbeitsmarkt als Lichtblick
Den einzigen scheinbar positiven Ausblick gibt derzeit noch der EU-Arbeitsmarkt. Seit der Erhebung der Daten von Eurostat im Jahr 1999 lag die Arbeitslosenquote mit 6,0 Prozent nie niedriger. Damit zeigt sich der Arbeitsmarkt unbeeindruckt von den derzeitigen Schwierigkeiten, befindet sich aber auch an einem interessanten Scheideweg, weil sich die Wirtschaft derzeit ja auf eine Rezession zubewegt. Angesichts der angespannten Arbeitsmärkte in vielen Ländern des Euroraums aufgrund des zunehmenden Fachkräfte- und Arbeitskräftemangels erklären Ökonomen die Entkopplung damit, daß Unternehmen Arbeitskräfte „horten“, um ihre Personalausstattung sicherzustellen, sobald sich die Wirtschaft von ihrem derzeitigen Rezessionskurs erholt. Gleichzeitig steigt das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale, weil der anhaltende Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel den Lohndruck erhöhen könnte. Machen Sie sich für Arbeitnehmer also auch anderweitig attraktiver, indem Sie sich für neue Technologien öffnen.
Trotz der bisherigen Lohnsteigerungen um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben Arbeitnehmer in Deutschland real deutlich weniger Geld in der Tasche, weil die hohe Inflation von 7,9 Prozent die Lohnsteigerungen mehr als auffrisst. Und das, obwohl die Reallöhne bereits im Auftaktquartal und auch schon während der beiden Corona-Jahre gesunken sind.
Wußten Sie schon, daß …..
- Wir Mittelständler, Industrieunternehmen und Logistiker aus dem deutschsprachigen Raum suchen, die sich an unserem Unternehmen beteiligen wollen? Ziel ist, die Bekanntheit unserer Plattform mit einem solchen Investment schneller zu steigern und sie noch weiter ausbauen zu können.
- Wir seit Kurzem mit Meenas Online, dem Angebot der früheren Leiterin der deutsch-irakischen Auslandshandelskammer, kooperieren?
- Wir jetzt vermehrt mit Importeuren in Entwicklungs- und Schwellenländer zusammenarbeiten?
- Sie völlig unverbindlich auf X-TRON eine Suchanfrage stellen und das Ergebnis auch dazu nutzen können, es mit dem Angebot Ihrer Hausbank zu vergleichen? Sie können auf diese Weise schnell entscheiden, ob und zu welchen Konditionen Ihre Hausbank auch in Krisenzeiten als verlässlicher Partner zu Ihnen steht.