X-Tron Aktuell - September -Dezember 2021
Wer hält sich noch an den OECD-Konsensus?
Die Anforderungen an die Exportförderung werden sich durch digitale Lösungen und neue Geschäftsmodelle signifikant verändern. Gleichzeitig steigt durch die Digitalisierung, wie für die Finanz- und Versicherungswirtschaft insgesamt, auch der internationale Wettbewerb der Exportkreditversicherer („ECAs“). So haben die ECAs anderer Länder begonnen, ihr Deckungsinstrumentarium anzupassen und bieten ihren Exporteuren teilweise attraktivere Konditionen als der Bund. Dies kann im internationalen Wettbewerb für die deutschen Exporteure nachteilig sein.
Auf der anderen Seite werden ausländische ECAs für deutsche Exporteure leichter zugänglich, allerdings nur für diejenigen, die über Niederlassungen im Ausland verfügen und dies aktiv forcieren. Wie wir über unser Netzwerk erfahren haben, setzt dies deutsche Standorte teilweise unter erheblichen Druck. Im firmeninternen Wettbewerb drohen sie, Kapazitäten an ausländische Standorte zu verlieren. Hinzu kommt, dass ausländische Anbieter teilweise schneller und flexibler entscheiden.
Besorgniserregend finden wir die Aussagen von Exporteuren, daß sich anscheinend immer weniger ECAs an den sog. OECD-Konsensus gebunden fühlen. Dieser besteht seit 1978 und setzt einheitliche Mindeststandards für Exportkredite, die durch eine staatliche Exportkreditversicherung oder durch eine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden. Er soll für alle OECD-Länder verbindlich sein. Mit ihm soll sichergestellt werden, dass der Wettbewerb über den Preis und die Qualität der Exportprodukte geführt wird und nicht über Umfang und Konditionen der staatlichen Unterstützung.
Aktuelle Schätzungen gehen jedoch davon aus, daß mittlerweile nur noch etwa ein Viertel (!) der mittel- bis langfristigen Exportkredite weltweit innerhalb der Regeln des OECD-Konsensus vergeben werden. Dies führt zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen. Diese Entwicklung finden wir erschreckend. In Folge des zunehmenden Wettbewerbs zwischen den ECAs überlegen diese, ihren Exporteuren die besten Bedingungen zu bieten. Zu beobachten ist, dass insbesondere Länder mit einer weniger starken Exportwirtschaft hier besonders innovativ vorgehen.
Über X-TRON können Exporteure von dieser Entwicklung profitieren, denn Sie können zwischenzeitlich deutlich über 50 internationale Banken mit einem Klick erreichen, und zwar auch für Bestellerkredite, die von ausländischen ECAs gedeckt werden. Damit können sogar auch exportstarke kleinere Unternehmen von dem Wettbewerb der ECAs unter gewissen Umständen profitieren.
Welthandel trotzt Omikron
Laut Reuters leider der Welthandel leidet bisher nicht unter der in vielen Ländern zu beobachtenden Omikron-Welle. Das vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ermittelte Barometer für den globalen Warenaustausch signalisiert für Dezember einen leichten Anstieg von 0,8 %. „Noch immer können große Mengen an Waren in den Seehäfen nur verzögert umgeschlagen werden.“ Eine Normalisierung des Seefrachtverkehrs sei erst nach dem chinesischen Neujahr zu erwarten. Für Deutschland signalisiert der Indikator für Dezember mit –2,5 % eine negative Exportentwicklung, während die Importe mit 1,6 % im Wachstumsbereich bleiben. „Die Werte bewegen sich allerdings in einer Bandbreite, die für Stagnation steht“, hieß es dazu. Nach negativen Vorzeichen für Chinas Handel in den Vormonaten zeigt das Barometer nun eine Seitwärtsbewegung an. In den USA zeichnet sich eine positive Entwicklung in den dortigen Häfen ab. „Nach dem Weihnachtsgeschäft scheint der Druck auf die Häfen Los Angeles und Savannah leicht abzunehmen, die Schiffsstaus bauen sich dort ab“, hieß es dazu.
Entmaterialisierung des Exports?
Bei Exporten denken viele noch an die Lieferung von Gütern und Ausrüstungsgütern. Darauf ist folglich auch das bestehende Deckungsinstrumentarium der ECAs ausgelegt. Infolge der Digitalisierung bieten zunehmend auch Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor ihre Leistungen im Ausland an. So kann insgesamt ein deutlicher Anstieg im Handel mit Dienstleistungen und immateriellen Gütern im Allgemeinen beobachtet werden. Darüber hinaus bieten Industrieunternehmen zunehmend produktbegleitende Dienstleistungen sowie servicebasierte Geschäftsmodelle an, weil diese margenträchtiger sind als der eigentliche Export der Waren. ECA- Deckungsnehmer scheinen in dieser Entwicklung schon einen deutlichen Schritt weiter zu sein als die Grundgesamtheit aller Industriebetriebe. Der Einsatz servicebasierter Geschäftsmodelle im Export führt zwangsläufig zu einer Reihe neuer Risiken, für die es derzeit auch noch keine privatwirtschaftlichen Finanzierungs- und Versicherungsangebote gibt. Mit dieser Thematik werden sich die ECAs zukünftig auch stärker beschäftigen müssen und ihr Deckungsinstrumentarium entsprechend anpassen.
Weitere spannende Beiträge rund um den Export finden Sie auf unserer Webseite.
Streiflichter
- Gemäß der aktuellen „Geschäftsklimaumfrage Russland“ des Ost-Ausschusses blicken deutsche Unternehmen zuversichtlicher auf 2022. Die Stimmung ist besser und es werden höhere Umsatz- und Exportergebnisse erwartet. Die befragten Unternehmen sprechen sich auch mit großer Mehrheit für den Ausbau von Energie- und Klimaprojekten mit Russland aus.
- Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) beklagt laut dpa-afx die in weiten Teilen politisch verursachte Kostenexplosion der Energiepreise und fordert einen Energiegipfel. Die Bundesregierung müsse nun gemeinsam mit der Wirtschaft nach tragfähigen Lösungen für das Problem der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Branchen suchen. Aus Energie- und Stromsteuern fließen 2022 voraussichtlich rund 45,1 Mrd. Euro und damit 1,4 Mrd. Euro mehr als 2021 an den Fiskus, wie aus der letzten Steuerschätzung hervorgeht.
- Die Eigenkapitalrendite deutscher Banken ist in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich von gut 12 % vor Steuern auf nur mehr 2,7 % geschrumpft. Die Frage die sich hier stellt ist, welche Banken zukünftig noch über den erforderlichen Risikoappetit verfügen, um die ganze Breite des Auslandsgeschäfts noch ihren Kunden anbieten zu können. Welche Finanzierungen werden möglicherweise vom Schattenbankensektor bereitgestellt? Wir werden diese Entwicklung natürlich weiter beobachten.
- Wie die European Banking Authority (EBA) mitgeteilt hat, ist die Eigenkapitalrendite der EU-Banken im Zeitraum September 2020 – September 2021 von 2,5 auf 7,7% gestiegen.
Wußten Sie schon, daß …..
- Wir Mittelständler, Industrieunternehmen und Logistiker aus dem deutschsprachigen Raum suchen, die sich an unserem Unternehmen beteiligen wollen? Ziel ist, die Bekanntheit unserer Plattform mit einem solchen Investment schneller zu steigern und sie noch weiter ausbauen zu können.
- Wir einen Chief Sales Officer ins Kernteam von X-TRON aufnehmen werden, der jahrzehntelang das Senior Management einer großen Exportkreditversicherung mitgeprägt hat und im Aufsichtsrat einer wichtigen Entwicklungsbank war?
- Wir uns jetzt auch direkt an Importeure in Entwicklungs- und Schwellenländer wenden. Wir werden unser „Tender Notice Board“ vermarkten, über das Importeure kostenlose ihre Vorhaben auf X-Tron ankündigen können.
- Sie völlig unverbindlich auf X-TRON eine Suchanfrage stellen und das Ergebnis auch dazu nutzen können, es mit dem Angebot Ihrer Hausbank zu vergleichen? Sie können auf diese Weise schnell entscheiden, ob und zu welchen Konditionen Ihre Hausbank auch in Krisenzeiten als verlässlicher Partner zu Ihnen steht.